Redispatch 2.0 verstehen – Grundlagen und Neuerungen
Redispatch 2.0 verstehen – Grundlagen und Neuerungen
Seit dem 1. Oktober 2021 gilt in Deutschland das Redispatch 2.0. Es verändert die Regeln im Engpassmanagement grundlegend und sorgt dafür, dass unser Stromnetz auch in einer dezentralen Energiewelt stabil bleibt.
Um das Prinzip zu verstehen, hilft ein Bild aus dem Alltag: Stellen Sie sich das Stromnetz wie eine Autobahn vor. Kommt es zu einem Stau (Netzengpass), müssen Fahrzeuge vor der Engstelle abbremsen, während andere dahinter beschleunigen – damit der Verkehr im Fluss bleibt. Genau so funktioniert Redispatch.
Früher beschränkte sich Redispatch auf konventionelle Großkraftwerke. Mit Redispatch 2.0 wurden das bisherige Einspeisemanagement und der klassische Redispatch in einem Verfahren zusammengeführt.
Nach EnWG § 13a gilt:
Eine der zentralen Neuerungen ist der verpflichtende bilanzielle Ausgleich. Ziel ist es, dass betroffene Marktteilnehmer so gestellt werden, als hätte es die Redispatch-Maßnahme nie gegeben.
Ein Beispiel: Ein Windparkbetreiber hat Strommengen an der Börse verkauft. Muss er seine Anlage aufgrund einer Redispatch-Anweisung drosseln, entsteht eine Lücke im Bilanzkreis. Diese wird durch den Netzbetreiber bilanziell geschlossen.
Dafür gibt es zwei Modelle:
Mit der Einführung von Redispatch 2.0 wurden plötzlich tausende zusätzliche Anlagen in die Prozesse eingebunden. Das brachte erhebliche Veränderungen mit sich: Der Kommunikationsaufwand zwischen Netz- und Anlagenbetreibern nahm deutlich zu, gleichzeitig stiegen die technischen Anforderungen, beispielsweise hinsichtlich Fernsteuerbarkeit und der Bereitstellung von Datenmeldungen. Zudem kamen auf viele Betreiber neue Pflichten zu, die sie zuvor kaum oder gar nicht betroffen hatten. Gerade kleinere Akteure standen dadurch vor spürbaren organisatorischen und technischen Herausforderungen.
Redispatch 2.0 ist weit mehr als eine technische Reform. Es sorgt dafür, dass Netzsicherheit in einer erneuerbaren, dezentralen Energiewelt funktioniert.
👉 Im zweiten Teil dieser Reihe zeigen wir, welche neuen Marktrollen und Prozesse geschaffen wurden – und warum Redispatch 2.0 nicht nur eine technische, sondern auch eine ökonomische Dimension hat.